योगाङ्गानुष्ठानादशुद्धिक्षये ज्ञानदीप्तिराविवेकख्यातेः
yoga-aṅga-anuṣṭhānāt aśuddhi-kṣaye jñāna-dīptiḥ āviveka-khyāteḥ
„Wir können Blockaden in unserem Geist schrittweise auflösen, in dem wir die verschiedenen Aspekte des Yogaweges üben und uns mit den einzelnen Gliedern intensiv auseinandersetzen. Dann wird das Licht des Verstehens immer strahlender leuchten, und der Unterschied zwischen dem in uns, das erkennt, und dem, was dadurch wahrgenommen wird, erscheint immer offensichtlicher…“
(Sutre 2.28, Das Yoga Sutra des Patanjali)
Das Yoga Sutra des Patanjali ist eines der „Leitfäden“ im Yoga.
Patanjali war ein indischer Gelehrter, der diese Yoga Sutren verfasst haben soll. Er wird auch der „Vater des Yoga“ genannt und soll das Wissen über Raja Yoga systematisch zusammengefasst haben.
Patanjali lehrt uns in den Sutren die acht Stufen des Yoga, die uns bei der Überwindung von Hindernissen (Kleshas) helfen, die unseren Geist immer wieder aus der Ruhe bringen und Beschwerden fördern.
Der achtgliedrige Pfad ähnelt den 10 Geboten der christlichen Lehre. Die ersten fünf Glieder werden auch als Kriya Yoga, also praktischer Yoga bezeichnet und die letzten drei Glieder als Raja Yoga (königlicher Yoga oder Yoga der Geisteskontrolle). Mehr über die Yoga-Wege erfährst Du hier.
Die Reihenfolge der Glieder reicht von unserer Beziehung mit dem Außen, hin zu einer sehr intensiven Innenschau. Jedoch heißt das nicht, dass Yoga in dieser Reihenfolge geübt werden soll oder muss. Die individuellen Neigungen und Fähigkeiten dürfen darüber entscheiden, welche Reihenfolge zur persönlichen Entwicklung beitragen.
यम नियमासन प्राणायाम प्रत्याहार धारणा ध्यान समाधयोऽष्टावङ्गानि
yama-niyama-āsana-prāṇāyāma-pratyāhāra-dhāraṇā-dhyāna-samādhayaḥ aṣṭau-aṅgāni
(Sutre 2.29)
1. Yama: Unsere Haltung gegenüber unserer Umgebung: Es geht um bewusstes Handeln und Verhalten in unserem persönlichen Umfeld. Es wird in die ersten „fünf Gebote“ unterteilt:
I. Ahimsa: Überlegtes und behutsames Umgehen mit allem, was lebt, besonders mit Lebewesen, die
hilflos sind oder die sich in Schwierigkeiten befinden
II. Satya: Aufrichtige Verständigung durch Sprache, Gesten und Handlungen
III. Asteya: Nichtbegehren oder die Fähigkeit, uns von dem Wunsch nach Dingen, die uns nicht gehören, zu lösen
IV. Brahmacarya: Mäßigung in all unserem Tun
V. Aparigraha: Die Fähigkeit, uns auf das zu beschränken, was wir brauchen, und nur das anzunehmen, was uns zusteht
2. Niyama: Unsere Haltung gegenüber uns selbst: Die Niyamas lehren uns einen bewussten Umgang mit uns selbst, während des Alltags und unserem gesamten Leben. Auch hier unterteilen wir in „fünf Gebote“:
VI. Shauca: Reinheit, die sich auf unseren Geist, unseren Körper und unsere Umgebung bezieht
VII.
Samtosha: Bescheidenheit und Zufriedenheit, die darauf beruht, dass wir mit dem glücklich sind,
was wir haben, und nicht ständig etwas vermissen, das wir nicht haben
VIII. Tapas: Das Lösen von Blockaden in unserem Körper und Geist, indem wir in unserem Leben eine gewisse Disziplin einhalten; Disziplin bezieht sich hier vor allem auf Körper- und Atemübungen, auf unsere Ernährung, Schlaf und den Umgang mit Arbeit und Erholung
IX. Svadhyaya: Das Studieren und das wiederholte Überprüfen unserer eigenen Entwicklung
X. Ishvara-Pranidhana: Ehrfurcht gegenüber einer höheren Kraft oder das Annehmen unserer eigenen Begrenztheit im Vergleich zu der Allwissenheit Gottes.
3. Asana: Das dritte Glied empfiehlt uns die tägliche Praxis von Asanas, also meditative Sitzhaltungen und andere Körperpositionen.
4. Pranayama: Hier geht es um die Empfehlung regelmäßiger Praxis von Atemübungen, um die darin enthaltene Lebensenergie zu lenken und zu fördern.
5. Pratyahara lehrt uns den Rückzug der Sinne, um die Wahrnehmung auf das Innere zu lenken.
6. Dharana bedeutet Konzentration: Dieser Punkt lehrt uns die hohe Kunst der Ein-Punkt-Konzentration, um das bewusste Verweilen bei einem Wort, einem Gefühl oder einem Objekt zu praktizieren.
7. Dhyana steht für Versenkung: Es geht um die Lehre der wahren Meditation, bei der weder Körper noch Geist tätig sind und der Praktizierende, von allen Vorstellungen über sich selbst, von alten Glaubenssätzen und Mustern befreit, sich nur auf das Sein konzentriert.
8. Samadhi: Einheit ist das Ziel des Yoga: der dauerhafte transzendente Bewusstseinszustand, in dem wir eins sind mit uns und der Welt
Asanas und Pranayama, wie Du es aus deiner Yogaklasse kennst, sind also zwei Glieder des Yogaweges nach Patanjali.
ततो द्वङ्द्वानभिघातः
tataḥ dvandva-anabhighātaḥ
(Sutre 2.24)
„Wenn ein Mensch asana auf die richtige Art und Weise übt, so hat das zur Folge, dass er auch durch extreme Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird.“
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