Was ist Stress und wozu benötigen wir ihn?
Stress ist eine subjektive Erfahrung, die durch einen äußeren oder inneren Reiz, den sogenannten Stressor, eine psychische oder physische Reaktion hervorruft.
Diese Reaktion ist überlebensnotwendig, so soll sie uns helfen, Situationen zu bewältigen: "fight or flight"!
Man kann Stress auch als Mechanismus von Körper, Geist und Seele betrachten, sich an gegebene Umstände anzupassen, um dann schnell und effizient zu reagieren.
Die Biochemischen und psychischen Reaktionen sind dabei immer die gleichen.
Beim Ablauf einer Stressreaktion unterscheiden wir unterschiedliche Phasen:
Reizphase:
Der Stressreiz wird wahrgenommen und zur Weiterverarbeitung an das Gehirn weitergeleitet.
Das Gehirn bewertet den Reiz aufgrund von Erfahrungen, der aktuellen Situation und von inneren und äußeren Einflüssen. Wird der Reiz als Stressor eingeordnet, folgt die Alarmphase.
Alarmphase:
Der gesamte Körper wird in Alarmbereitschaft gesetzt.
Handlungsphase:
In der Handlungsphase erfolgt die Reaktion auf den Stressor: "Kämpfen oder Fliehen".
Erholungsphase:
Nach ausgeführter Handlung erfolgt die Erholungsphase. Der Parasympathikus wird aktiviert und sorgt für Ausgleich und Entspannung.
Diesen Ablauf nennen wir "Stressmanagement" und wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert, dass wir nicht willentlich beeinflussen können.
Wir unterscheiden den Sympathikus, der für die aktiven Vorgänge im Körper zuständig ist (in diesem Fall die Stressreaktion) und den Parasympathikus, der für die Regeneration und Entspannung sorgt.
Im Alltag pendeln wir zwischen beiden Anteilen. Sie sollten daher ausgeglichen verteilt sein.
Was genau passiert im Körper bei Stress?
Der gesamte Körper wird aktiviert, um der Situation ganzheitlich und aufmerksam zu begegnen.
Körperliche Ebene: Aktivierung & Durchblutung des Gehirns, Speichelfluss wird reduziert, Bronchien werden geweitet & Atem beschleunigt sich, die Sauerstoffversorgung wird gewährleistet, die Muskelspannung erhöht sich, der Blutdruck steigt, der Herzschlag beschleunigt sich (um Blut und Sauerstoff durch den Körper zu pumpen -> er muss gleich kämpfen oder fliehen!), durch Erhöhung des Blutzuckerspiegels wird Energie bereitgestellt, die Verdauung wird gehemmt und die Durchblutung des Magen-Darm-Traktes wird heruntergefahren, die Durchblutung der Genitalien wird vermindert und die Libido gehemmt, die Schmerztoleranz erhöht sich.
Das ist eine ganze Menge, was da im Körper passiert.
Daher sollte es sich um eine kurzfristige Reaktion handeln, nach der unser Körper wieder in den Normalzustand zurückfindet.
Problematisch wird es, wenn die Stressreaktion dauerhaft besteht.
Unser Problem heute, unsere Stressreaktion ist nicht mehr vollständig und wir befinden uns ständig in Reiz- und Alarmphase. Oft erfolgt keine Handlung und die Erholung bleibt aus.
Wir schlucken Konflikte runter und beißen bei Angst, im wahrsten Sinne des Wortes, die Zähne zusammen.
Stress löst sich nicht mehr auf, er verstärkt sich mehr und mehr.
Und unser Körper ist in ständiger Alarmbereitschaft!
Was passiert nun im Körper bei chronischem Stress?
Unsere Nervenbahnen senden immer wieder Impulse aus und Stresshormone werden immer wieder ausgeschüttet.
Cortisol
sorgt für die Energiebereitstellung und ist ständig erhöht. Die Folge ist ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel und als Gegenspieler wird im Dauerzustand Insulin ausgeschüttet. Außerdem unterdrückt Cortisol unser Immunsystem und unser Körper wird infektanfälliger.
Insulin
sorgt dafür, dass Zucker in die Zellen kommt. Erfolgt dies dauerhaft, wird der überschüssige Zucker im Fettgewebe bevorratet. Wir nehmen an Gewicht zu und haben außerdem ständig Hunger.
Adrenalin
regt den Blutdruck an. Unter ständiger Ausschüttung entsteht Bluthochdruck.
Außerdem wird die Libido gedrosselt, was Potenz- und Menstruationsprobleme bis zur Unfruchtbarkeit zur Folge hat.
Da die Durchblutung des Magen-Darm-Traktes gedrosselt wird, folgen Verdauungsstörungen, Durchfall, Verstopfung bis zu chronischen Erkrankungen wie Entzündungen und Krebs.
Die ständige Ausschüttung von Stresshormonen kann die Bildung von wichtigen Botenstoffen im Gehirn unterbrechen. Wird zum Beispiel die Bildung von Serotonin
gehemmt, folgen Stimmungsschwankungen, die Hemmung von Melatonin
hat Schlafstörungen zur Folge.
Unser Hormonsystem ist fein ineinander verwoben und sensibel wie ein Mobile. Langfristige Schieflagen können ernsthafte Erkrankungen zur Folge haben.
Der körperliche Yoga hilft durch seine Bestandteile wie Bewegung, Atemübungen und Entspannungstechniken den Parasympathikus zu aktivieren. Unser Körper kann regenerieren.
Yoga hilft uns, besser mit Stress umzugehen, ausgeglichener Stressoren zu begegnen und im Besten Fall Stress erst gar nicht entstehen zu lassen.
Lese hierzu auch meinen Blog "
Warum Yoga einfach gut tut" und "
Die Wirkung von Pranayama".