Hast Du schon mal ein Gradierwerk besucht?
In einem Gradierwerk läuft die Sole (salzhaltiges Wasser) über Reisig, meist mehrmals. Dabei verdunstet ein Teil des Wassers und der Salzgehalt der Sole steigt mit jedem Mal.
So wurde früher u.a. Salz gewonnen. Ein sehr aufwendiger und zeitintensiver Prozess.
Mit der Zeit entdeckte man den gesundheitlichen Nutzen der Gradierwerke. Und als Salz einfacher und billiger gewonnen werden konnte, nutzte man die Gradierwerke weiter.
Das besondere Mikroklima um ein solches Gradierwerk herum, ist besonders salzhaltig, ähnlich dem Klima an der See. Die freigesetzten Aerosole tragen zu Linderungen bei Atemwegserkrankungen bei. Im Sommer ist es dort angenehm und kühl und die frische Luft sorgt für Erfrischung.
Warum ich dir das erzähle? Bei einem Ausflug am Wochenende habe ich die gesunde Luft am Gradierwerk direkt für ein Pranayama genutzt.
„Prana“ heißt Energie, „Ayama“ bedeutet Kontrolle.
Im Yoga nutzen wir Pranayama für geführte Atemübungen. Wir wollen unseren Atem wieder bewusst wahrnehmen. Wir wollen wieder zurück zu unserer natürlichen Atmung finden.
Wofür das alles?
Unser Atem spielt eine entscheidende Rolle in unserem Gesamtsystem. Über den Atem versorgen wir unseren Körper mit Sauerstoff, aus yogischer Sicht mit Prana.
ABER, durch Stress, Verspannungen, schlechte Körperhaltung, zu wenig Bewegung, atmen viele Menschen zu flach. Unser System erhält zu wenig Sauerstoff, wie fühlen uns müde und auch die Konzentration lässt nach.
Ich erlebe das oft in meinen Yogaklassen. Den meisten Teilnehmenden fällt es tatsächlich schwer, tief in den Bauch zu atmen. Nach ein paar tiefen und bewussten Atemzügen verfallen viele zurück in ihr „altes“ Atemmuster.
Wie wir atmen, beeinflusst unsere Psyche.
Nachweislich wirkt unser Atem auf unser Nervensystem und somit auf den Parasympathikus und den Sympathikus.
Sind wir angespannt, aufgeregt oder in Sorge, atmen wir schneller und flacher, auch unregelmäßig und stockend. Vielleicht kennst du das Gefühl, wenn dir vor Angst „der Atem stockt“ oder „die Luft wegbleibt“.
Im Umkehrschluss heißt das aber auch, wir können über unseren Atem unsere Psyche positiv beeinflussen, bis hin sogar zu einer entspannteren inneren Grundhaltung.
Ein weiterer positiver Effekt, unser Atem unterstützt unseren Stoffwechsel. Bestimmte Atemtechniken wirken entgiftend und regen die Verdauung an.
So wie beim Seufzen. Kennst du das befreite Gefühl nach einem tiefen Seufzer?
Regelmäßiges Üben kann unsere Lungenkapazität erweitern, was sich auch positiv auf unsere Leistungsfähigkeit und Fitness auswirkt.
Ich fasse nochmal zusammen:
- Atemübungen helfen, Atem wieder bewusst wahrzunehmen und zu steuern.
- Atemübungen helfen, zurück zu einer natürlichen Atmung zu finden.
- Atemübungen helfen, sich zu (kon)zentrieren, helfen beim Stressabbau, wirken entgiftend, regen die Verdauung an und steigern unsere Energie.
- Atemübungen beeinflussen nachweislich unser Nervensystem.
- Ausgleichende und beruhigende Atemübungen aktivieren den Parasympathikus und unterstützen die Entspannung. Blutdruck und Herzfrequenz wird gesenkt, der Körper kann regenerieren.
- Aktivierende und anregende Atemübungen aktivieren den Sympathikus. Blutdruck und Herzfrequenz werden erhöht und machen uns leistungsfähiger.
- Regelmäßige Atemübungen trainieren unseren Atemapparat und unterstützen eine entspannte innere Grundhaltung
Also keine Scheu in deiner nächsten Yogastunde. Atme bewusst mit.
Aber Achtung! Auch bei deinen Atemübungen gilt immer:
Der Atem soll frei fließen und ohne Druck und Ehrgeiz kontrolliert werden.