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#36 Pratyahara – Der Rückzug der Sinne im Yoga

Christine Lorenz • 8. Februar 2024

Du kennst das. Du bist endlich auf deiner Matte angekommen, zur Ruhe gekommen. Und plötzlich ist es da. Angefangen mit einem unbedeutenden Kitzeln, einmal schlucken, hoffentlich ist es weg. Nein, es ist noch da und wird langsam stärker. „Ich kann jetzt nicht husten! Wir liegen hier gerade in Stille“ Leider wird die Stimme in dir immer lauter, während es um dich herum immer leiser wird. Und mit schnellen Schlucken versucht du den immer stärker werdenden Hustenreiz zu unterdrücken. Nun musst du doch hüsteln, richtest dich auf, greifst rasch nach deinem Getränk. Aber richtig helfen tut das auch nicht.
Schon erlebt? Wir haben das alle schon erlebt!
Ob Husten oder Juckreiz, je mehr du verdrängst, um so stärker wird es. Meine Antwort zu meinen Teilnehmenden: „lass es raus!“ Deine Stille ist gerade sowieso weg. Und es verlangt deine Aufmerksamkeit.
Aber die anderen? Die anderen dürfen sich in Pratyahara üben.


Pratyahara ist das 5. Glied im achtgliedrigen Pfad des Patanjali. Mehr zum achtgliederigen Pfad kannst Du hier lesen.
In seinen Sutren hat Patanjali uns Yogis „Leitfäden“ mit auf den Weg gegeben. Pratyahara gehört zu den Gliedern, die den Weg nach Innen anleiten.


„Pratyâhâra geschieht, wenn der Geist in der Lage ist, seine gewählte Richtung beizubehalten und die Sinne sich nicht wie gewöhnlich mit den Objekten, die sie umgeben, verbinden. Im Zustand von Pratyâhâra folgen die Sinne dem Geist in seiner Ausrichtung.“ (Patañjali, Sûtre 2.54.)


Pratyahara ist ein Zustand, der sich bei regelmäßiger Praxis von Asanas und Pranayama entwickelt, also Körper- und Atemarbeit. Es geht um die Kontrolle unserer Sinne.


Unser Alltag ist voller Ablenkung.
Das Smartphone meldet den Eingang irgendwelcher Nachrichten. Draußen bellt ein Hund, das Telefon klingelt, am Rechner meldet sich eine neue Email. Das Kind hat eine Frage, im Kopf wartet die Einkaufsliste. Irgendein Haushaltsgerät meldet, dass es fertig ist. Ich könnte die Liste ewig weiterschreiben.
Kein Wunder, dass wir uns abends erschöpft fühlen. Unser Geist ist ständig am Rotieren, Sortieren, was ist wichtig, was kann warten.

Pratyahara beschreibt den Zustand des Ausblendens, zu lernen sich zu fokussieren, auf eine Sache zu konzentrieren.

In den Sutren des Patanjalis geht es um die Vorbereitung zur Meditation.
In unserem Alltag hilft Pratyahara, die allgegenwärtige Ablenkung auszublenden. Eine Tätigkeit anzufangen und sie auch zu Ende zu bringen, nicht zwischendurch auf andere Dinge einzugehen, vollständig bei einer Sache zu bleiben.


Was das mit dem Hustenreiz zu tun hat?
Auch das ist Ablenkung. Ein Geräusch, dass plötzlich auf der Nebenmatte auftaucht, bist du doch endlich zur Ruhe gekommen. Was macht mein Nachbar denn da??? Muss ich doch mal ein Auge öffnen, könnte ja wichtig sein, was auf der Nachbarmatte passiert.


Jetzt heißt es Pratyahara üben, die Sinne bei sich zu behalten, egal was um dich herum passiert. Du liegst auf deiner Matte, folgst der anleitenden Stimme, egal was rechts oder links passiert.


Pratyahara heißt auch, Kontrolle abgeben. Es ist nicht wichtig, was gerade in meiner Umgebung passiert, denn ich bin gerade ganz bei mir.

Pratyahara heißt auch Vertrauen. Vertraue, dass Du dich gerade in einer geschützten Umgebung befindest, in der Du für diesen Moment loslassen kannst, um mit der Aufmerksamkeit vollständig bei Dir zu sein.


Asanas, um Pratyahara zu üben, sind zum Beispiel die Kindshaltung und Vorbeugen. In diesen Asanas ist unsere Energie nach innen gerichtet und sie wirken zudem beruhigend auf unseren Geist.

von Christine Lorenz 30. Dezember 2024
Wikipedia sagt: „Als Eigenverantwortung oder Selbstverantwortung (auch Eigenverantwortlichkeit) bezeichnet man die Bereitschaft und die Pflicht einer Person, für das eigene Handeln und Unterlassen Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet, dass man für das eigene Tun und Unterlassen einsteht und die Konsequenzen, …, dafür trägt.“ Das heißt, die daraus folgenden Konsequenzen zu akzeptiere, ohne einen anderen „Schuldigen“ zu suchen. In meinem Umfeld verstehe ich, dass ich Eigenverantwortung für mein eigenes Wohlbefinden übernehme, bezogen auf meinen Körper, meinen Geist und meine Seele. So bin ich auch selbst dafür verantwortlich, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Das ist ein hoher Anspruch, denn ganz ehrlich, es ist doch viel einfacher, dem Arbeitgeber die Schuld zu geben, dass der Job einen nicht zufrieden stimmt, vielleicht man sich mehr Gehalt wünscht. Es ist einfacher, bei einem Streit dem anderen die Schuld zu geben, seine Ansichten sind falsch. Es ist schon wieder keine Zeit geblieben, zum Sport zu gehen, einen Spaziergang oder eine Pause zu machen… Doch Eigenverantwortung ist enorm wichtig. Es gilt, im Rahmen der Möglichkeiten, auf sich zu achten. D.h. im Umkehrschluss nicht , die Schuldfrage von anderen auf sich zu verlagern. Es geht darum, das eigene Handeln zu reflektieren und die Schwächen zu akzeptieren. Durch diese Akzeptanz stärken wir unsere Resilienz (Widerstandsfähigkeit). Wir sind uns unserer Stärken und unserer Schwächen bewusst und können somit auf sie reagieren. Wir verändern die Situation von passiv zu aktiv, nehmen Umstände nicht als gegeben hin und kommen ins Handeln. Dabei ist wichtig, die eigenen Glaubenssätze zu hinterfragen. Manche davon tragen wir seit Kindheitstagen mit uns „ich kann das nicht“, „ich bin zu schwach“, „Mädchen / Jungen machen sowas nicht“… diese Art der Glaubenssätze kennen wir alle. Zeit, uns diese bewusst zu machen und uns von ihnen zu lösen! Was für unser seelisches Gleichgewicht gilt, gilt auch für unseren Körper. Die WHO formulierte bereits 1948 „Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.“ So geht es im Yoga für mich nicht darum, in der Zukunft etwas zu erreichen, wie zum Beispiel das Erlernen einer schwierigen Asana. Für mich ist Yoga, meine ganzheitliche Balance zu finden, meinen Körper und meinen Geist in einen Zustand von Ausgeglichenheit und Harmonie zu führen. Für mich heißt Yoga, das Wohlbefinden von im Großen und Ganzen gesunden Menschen zu erhalten und einen positiven Impuls zu geben. Das bedeutet für mich, die Ist-Situation zu reflektieren und anzunehmen. Es geht in diesem Moment nicht darum, Gesundheit zu erreichen, sondern die Gesundheit zu fördern. Habe ich bereits Rückenschmerzen, wie finde ich eine gesunde Balance, mit diesen umzugehen? Wir verändern die Ausgangsposition, wir nehmen den Ist-Zustand an, lernen mit der Situation umzugehen und das Beste daraus zu machen. Dies klingt eventuell paradox, nimmt uns aber den Stress, zwingend in die Heilung zu kommen. Weniger Stress bringt mehr Entspannung, die Folge ist weniger Muskelanspannung und erzeugt im Umkehrschluss mehr Wohlbefinden. Jeder Mensch kann Yoga ausführen und wenn es nur ein paar tiefe Atemzüge sind. Diese sind manchmal effektiver als irgendeine spezielle, isolierte Übung. Wir haben mittlerweile verstanden, dass Symptome auftreten, aber diese nicht zwingend die Ursache sind. Die Ursache kann wo ganz anders im Körper oder auch in der Psyche sitzen. Während konservative Therapieformen primär das Symptom behandeln, versteht sich Yoga grundsätzlich ganzheitlich. Das soll konservative Therapieformen natürlich nicht ausschließen. Yoga lehrt uns Annahme, lehrt uns, die Gedanken auf das Gute zu lenken. Yoga vermittelt uns Techniken, mit denen wir unsere Gesundheit unterstützen und unseren Zustand mit beeinflussen bzw. aktiv verändern können. Wir übernehmen Verantwortung für uns selbst, kommen in die Eigenverantwortung und ins aktive Handeln.
von Christine Lorenz 20. November 2024
Kennst du das auch? Mit dem Einzug der langen Nächte steigt die Vorfreude auf die Adventszeit. Diese Zeit umhüllt etwas Besonderes: wir machen es uns zu Hause gemütlich, es wird dekoriert, gebacken, wir treffen uns mit Freunden… Leider wird diese Zeit oft überdeckt mit Jahresendgeschäft, hektischen Erledigungen, zu vielen Terminen. Dabei sollte diese Zeit doch der inneren Einkehr gewidmet sein. Das Wort „Advent“ leitet sich vom lateinischen adventus, „Ankunft“ ab. Damit ist nicht das Warten auf’s Christkind gemeint, sondern die Rückkehr des Lichts in der dunkelsten Nacht am 21. Dezember. Die Adventszeit bereitet uns vor, die Rückkehr des Lichts gebührend zu empfangen und zu feiern. Daher rührt auch die Tradition des Adventskranzes, nur das man früher zu Beginn der Zeit alle vier Kerzen anzündete. Mit den kürzer werdenden Tagen löschte man jeweils eine Kerze, um so die zunehmende Kraft der Dunkelheit zu erfahren und anschließend die Rückkehr des Lichts ausgiebig zu feiern. So bestand der Adventskranz aus immergrünen Zweigen, rundgeformt wie das Rad des ewigen Lebens, das Schicksalsrad, die vier Kerzen Symbol für die vier Himmelsrichtungen Die Adventszeit umfasst eigentlich 28 Tage, einen Mondzyklus. Es war eine Zeit des Fastens, die mit dem Weihnachtsfest gebrochen wurde. Schon immer gehörten Feuer, Flamme und Licht in diese Zeit. Feuer wärmte und brachte die Menschen zusammen. Im Schein der Kerzen wurden Geschichten und altes Wissen weitergegeben. 
von Christine Lorenz 22. Oktober 2024
Mit beiden Beinen im Leben stehen
von Christine Lorenz 23. September 2024
Während meiner Yogalehrerausbildung durfte ich Blindfold Yoga kennenlernen, Yoga mit verbundenen Augen. Vielleicht gehörst du auch zu den Yogapraktizierenden, die gerne während ihrer Yogapraxis die Augen schließen? Die geschlossenen Augen verhelfen dir und deiner Yogapraxis auf eine andere Ebene. In einem meiner letzten Blog-Beiträge habe ich erläutert, warum Achtsamkeit so wichtig für uns ist, gerade in der heutigen Zeit. Blindfold Yoga ist ein Yogastil, unsere Achtsamkeit weiter zu schulen. Wir leben in einer visuell geprägten und vor allem schnellen Welt. Wir sind davon geprägt, was andere von uns denken, wie andere uns wahrnehmen und neigen zu äußerlichen Beurteilungen. Schließen wir die Augen, treten wir in unsere eigene Welt ein. Nehmen wir eben noch die Geräusche im Außen wahr, wird nach und nach jeder eigene Atemzug, jeder Herzschlag lauter und bewusster – aber vielleicht auch die eigene Stimme im Kopf. Und statt uns auf unser Inneres zu fokussieren, lassen wir uns gerne wieder ablenken. Pratyahara ist ein „Meilenstein“ auf dem 8-gliedrigen Pfad . Im Yoga üben wir das zurückziehen der Sinne. Pratyahara beschreibt den Zustand des Ausblendens, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Schließen wir während unserer Yogapraxis die Augen, blenden wir einen Teil unserer Sinne aus und sind „gezwungen“ uns auf andere Sinne zu konzentrieren. Das kann helfen, bewusster unseren Körper zu spüren, unsere Atmung bewusster wahrzunehmen. Wir können Bewegungen, Emotionen wahrnehmen, die mit geöffneten Augen unserer Aufmerksamkeit entgangen wären. Natürlich geht es bei den Asanas um eine gute Ausrichtung, auch um Verletzungen zu vermeiden. Mit geschlossenen Augen aber lernen wir, wie sich unser Körper in einer Asana anfühlt. Vorbei mit Vergleichen mit der Nachbarmatte, Zeit für Fühlen. Das bewusste Verbinden der Augen während der Yogapraxis geht noch einen Schritt weiter. Wir können nicht ohne weiteres die Augen wieder öffnen. Das kann in uns neue Emotionen auslösen, bringt uns neue Perspektiven und Erkenntnisse. Es geht um Vertrauen, Vertrauen in unseren Lehrenden, Vertrauen in uns Selbst und in unseren Körper. Wir lernen loszulassen und uns zu befreien, wie soll etwas sein. Wir lernen, so darf es sich anfühlen, so fühlt es sich gut an. Wir lernen uns selbst noch weit besser kennen. „Don’t care about how it looks, care about how it feels.” – Daniel Scott  Blindfold Yoga kann dazu beitragen, Ruhe und Gelassenheit zu stärken. Der Fokus auf unsere Atmung und unsere Empfindungen wirkt sich beruhigend auf unser Nervensystem aus.
von Christine Lorenz 17. September 2024
“Practice and all is coming.” (Pattabhi Jois) Wenn du an meinen YogaZeiten teilnimmst, kennst Du mein Mantra „alles kann – nichts muss“. Das ist mit ein Grund, warum ich Yoga liebe, da es mich an Grenzen heranführt – körperlich wie geistig – und ich jeden Tag neu entscheiden darf, mich auf diese Grenzen einzulassen. Klingt im Moment etwas kryptisch für dich? Wir sind jeden Tag etwas anders drauf, bringen jeden Tag ein persönliches Päckchen mit auf die Matte. Und das stärkt uns manchmal und manchmal schwächt es uns. Bei uns Frauen spielt auch der weibliche Zyklus eine Rolle, wieviel Kraft wir in uns spüren. Yoga gibt uns die Freiheit, auf unsere Tagesform einzugehen. Armkräftigungen sind ein sehr guter Gradmesser, wenn es um die Tagesform geht. So darf ich mich hier in Achtsamkeit üben. Warum aber sind Armkräftigungen und Armbalancen wichtig? Möchte doch mancher Teilnehmende diese Zeit der Praxis lieber in Shavasana verbringen. Armbalancen selbst benötigen nicht zwangsweise viel Kraft in den Armen. Entscheidend ist auch die Tiefenmuskulatur in Bauch, Rücken und Schulterbereich. Es geht, wie immer im Yoga, um das Zusammenspiel und die korrekte Ausführung. Es geht um die richtige „Statik“, den Aufbau einer Asana, um Verletzungen zu vermeiden. Meine YogaZeiten starten daher grundsätzlich mit vorbereitenden Asanas. Wir mobilisieren und stärken die Bereiche des Körpers, die wir für eventuelle Zielasanas (Peakpose) benötigen. Es macht Sinn, erst mit einfacheren Armbalancen anzufangen, sich auszuprobieren. Wir lernen dabei auch Ängste zu überwinden und unserem Körper zu vertrauen. Beim weiblichen Geschlecht erlebe ich oft, dass sie sich selbst klein reden, sich nicht vertrauen, was sie wirklich können. Solche Muster wurden uns in die Wiege gelegt, „das schwache Geschlecht“. Wie oft höre ich „das kann ich nicht“. Lerne umzudenken, erlaube dir ein neues Mantra „ich kann das – ich schaffe das!“ Übe regelmäßig, steigere langsam deine Wiederholungen, bleibe dran. So stärken Armbalancen auf psychischer Ebene unser Selbstvertrauen und das Vertrauen zu unserem Körper. Armbalancen helfen uns zu fokussieren und helfen, unseren Atem ruhig und entspannt zu halten. Da wir viele verschiedene Muskelgruppen ansprechen, geben sie uns innere Stabilität, die sich wiederum in unserem Erscheinungsbild widerspiegelt. Wir verhalten uns aufrechter und selbstbewusster. Armkräftigungen helfen, richtig ausgeführt, dass Schultern und Nacken stark sind und wir unseren einseitigen und eher nach vorne geneigten Alltag besser bewältigen können.
von Christine Lorenz 29. August 2024
Was bedeutet Achtsamkeit für dich? Bist du achtsam mit dir? Achtsamkeit nach Jon Kabat Zinn bedeutet, den gegenwärtigen Moment bewertungsfrei und bewusst wahrzunehmen. Wir sind im Hier und Jetzt. Bewusst wahrzunehmen heißt, dass wir uns entscheiden, unsere Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu lenken. Wir lassen uns nicht ablenken, schweifen nicht mental ab, denken nicht an gestern und morgen. Der gegenwärtige Moment umfasst auch die eigenen Gefühle, Gedanken, die Umgebung, in der wir uns gerade befinden. So registrieren wir alles um uns und in uns, wir gehen aber nicht weiter darauf ein, behandeln alles bewertungsfrei. Warum ist Achtsamkeit so wichtig für uns und warum wird überall darüber geredet? Die meiste Zeit unseres Alltags sind wir, mal ganz ehrlich, weit entfernt von dieser Achtsamkeit. Vieles prasselt gleichzeitig auf uns ein, wir denken an vieles und nichts, sind unbewusst ständig am Bewerten. Wir sind ständig unter Zeitdruck und unsere Ansprüche wachsen und wachsen. Und wir sind nicht fokussiert bei der Sache, die wir gerade tun. All das führt dazu, dass wir uns (unbewusst) gestresst fühlen. Wohin Stress führt, vor allem wenn er dauerhaft unser Begleiter ist, habe ich hier beschrieben. Um uns zu belohnen, fahren wir in den Wellnessurlaub, um einmal abzuschalten. Wir gehen schön essen, treffen uns mit Freunden, besuchen ein Konzert, machen Urlaub… Wir gehen zum Sport, vielleicht sogar zum Yoga. Und während wir das tun, sind wir mit den Gedanken bereits beim nächsten Event, bei der nächsten Einkaufsliste, beim nächsten Todo, das bereits auf uns wartet. Und so verpufft die Wirkung, die wir eigentlich erzielen wollten. Wie bringe ich also Achtsamkeit in meinen Tag? „Wenn ich gehe, dann gehe ich! Wenn ich trinke, dann trinke ich! Wenn ich esse, dann esse ich!“ Wir müssen kein Schweigeretreat im Kloster absolvieren oder stundenlang meditieren (was beides aber definitiv seinen Sinn hat!). Wir dürfen in unserem Alltag die Dinge mit mehr Bewusstsein ausführen. So ist es wichtig, Ablenkungen wahrzunehmen und zu reflektieren, warum mach ich das? Warum schalte ich während des Essens den Fernseher an? Warum schaue ich während des Spazieren Gehens immer wieder auf mein Handy oder sogar in Social Media? Warum fällt es mir schwer in die Stille zu kommen? Führe die Aufgaben in deinem Alltag bewusst aus. Soll heißen, konzentriere dich auf eine Aufgabe und nicht gleichzeitig auf fünf weitere. Frauen sind immer wieder stolz darauf, multitaskingfähig zu sein. Diese Fähigkeit wurde uns gegeben, damit wir gleichzeitig Kinder aufziehen und uns um die Familie kümmern können. Diese Fähigkeit lässt aber im Alter, mit Veränderung unseres Hormonspiegels nach. Und so ist Segen hier auch gleichzeitig Fluch. Wenn ich mich mal wieder verzettelt habe, bewundere ich meinen Mann, der konsequent eine Aufgabe nach der anderen erledigt und das offensichtlich deutlich stressfreier. Nimm deine Termine bewusst war. Denke dabei nicht an morgen. Plane deinen Tag mit Puffer, so dass du zwischen deinen Terminen Zeit hast, einmal durchzuatmen. Fahre frühzeitig los, damit du nicht hektisch nach einem Parkplatz suchen musst, da du wieder mal knapp dran bist. Nutze den Weg für ein paar Schritte an der frischen Luft. Eine Teilnehmerin berichtete die Tage, sie merke den Unterschied, ob sie ein paar Minuten früher auf der Matte ankommt, Zeit hat, sich einzurichten und einfach Zeit hat, auf ihrer Matte anzukommen. Es geht nicht nur um das körperliche Ankommen, sondern auch den Alltag loszulassen und geistig bereit zu sein. Solche Aussagen öffnen mein Herz, denn ich beobachte leider zu oft, ob jetzt beim Yoga oder in meinem Brotjob, wie Termine nur „abgehandelt“ werden. Und ich nehme mich davon nicht aus. Auch ich lerne jeden Tag neu. Gerade im Yoga geht es neben der körperlichen Praxis im Hier und Jetzt zu sein. Wir wollen lernen, Körper und Geist bewusst und wertfrei kennenzulernen. Ziel darf es sein, das Gefühl nach deiner Yogapraxis mit in den Alltag zu nehmen und nicht den Alltag mit in deine Yogapraxis. Lass dir auch im Anschluss Zeit, das gewonnene Gefühl weiterzuleben. Nimm dir Zeit, deine Matte und deine Hilfsmittel bewusst aufzuräumen und nicht „fluchtartig“ dein Studio zu verlassen. Rolle deinen Gurt nicht während einer Asana auf. Fokussiere dich auf das, was du gerade tust. Schenke dir den Luxus eins nach dem anderen zu tun!
von Christine Lorenz 8. August 2024
Wirkungen von Asanas: Drehungen / Drehhaltungen
von Christine Lorenz 28. Juli 2024
Mit Hitze gehen wir sehr unterschiedlich um. Manchen Menschen kann es gar nicht heiß genug sein. Ihnen macht die feuchte Schwüle, die in unseren Breiten eher zu erleben ist als trockene Hitze, weniger aus. Manche Menschen leiden enorm unter der Hitze und fühlen sich träge und schlapp. Früher haben wir mehr in Verbindung mit der Natur gelebt und unseren Alltag auf die Jahreszeiten abgestimmt. Mittlerweile haben wir uns von der Natur entfremdet. In westlich geprägten Ländern werden bis zu 90% des Tages in Innenräumen verbracht. Hinzu kommen Klimaanlage bzw. Heizung, unser Körper wird auf eine „Wohlfühltemperatur“ von 22 Grad trainiert. Wie oft erlebe ich, dass selbst bei einem kurzen Halt, der Automotor laufen muss, damit die Kühlung im Auto weiterläuft. Dabei können wir mit einer den Jahreszeiten angepassten Lebensweise dafür sorgen, dass wir uns das ganze Jahr über wohl fühlen. So fällt es mir im Sommer deutlich leichter morgens früher aufzustehen, da es bereits hell ist, im Gegensatz zum Winter, wo ich im Dunkeln aufstehen muss. Die richtige Ernährung, ausreichend Schlaf und die Art der Bewegung sind Faktoren, die wir beeinflussen können. Bereits in meinen Blogs zu Imbolc , Ostara und Beltane hast Du gelesen, der Frühling steht im Zeichen von Wachstum. Der Sommer ist die Zeit, die „Saat“, die Pläne nun in die Tat umzusetzen. Der Sommer ist Zeit für Pitta, das Feuer-Dosha, ist Zeit für Yang-Energie, für Freude und Lebensenergie. Wann hattest Du das letzte Mal richtig Spaß? Freude? Schreibe dir eine Liste mit 10 Dingen, die dir wirklich Freude machen, deine „Bucket-List“ für den Sommer. Der Sommer war früher die Zeit, die Ernte einzubringen. Von Sonnenaufgang bis -untergang musste die Nahrung für den anstehenden Winter eingebracht werden. Das müssen die meisten von uns nicht mehr und können ihre Freizeit draußen verbringen. An heißen Tagen ist das für manche eine Herausforderung. Doch gerade auch im Sommer ist Bewegung wichtig. Auf die richtige Dosis kommt es an. Yoga bietet durch die verschiedenen Wirkungen der Asanas ein breites Portfolio für jede Gelegenheit. So solltest du im Sommer Asanas wählen, die weitend auf Herz und Lungen wirken. Sie entspannen unser Nervensystem und helfen, gelassener mit der Hitze umzugehen. Vorbeugen wirken kühlend auf Körper und Geist. Yin Yoga, als ruhige und meditative Praxis hilft dir, die Yang-Energie des Sommers auszubalancieren. Nutze die Morgenstunden für deinen Sonnengruß, wähle eine sanftere Variante oder praktiziere den Mondgruß am Abend, das Gegenstück zum Sonnengruß. Passende Atemübungen unterstützen deine Yogapraxis. Benötigst Du eine richtige Abkühlung, probiere die kühlende Atmung . In meinen Yogaklassen am Abend achte ich darauf, dass wir die Yogapraxis an heißen Tagen anpassen. Sie ist ruhiger und langsamer, wir nutzen Atemtechniken, die unseren Körper und unseren Geist beruhigen. Und die Entspannungsphasen erhalten mehr Raum.  Bleib in Bewegung und genieße den Sommer!
von Christine Lorenz 19. Juli 2024
Rückbeugen = Herzöffner
von Christine Lorenz 24. Juni 2024
Wie Yoga auf Körper, Geist und unsere Seele wirkt, habe ich dir in meinem Blog „ Warum Yoga einfach guttut “ bereits erläutert. Jetzt möchte ich dich mitnehmen, die Wirkungen der einzelnen Asana-Gruppen genauer kennenzulernen. Wir „kategorisieren“ Asanas in Vorbeugen, Rückbeugen, Drehungen, Standhaltungen/Balancen, Umkehrhaltungen, Hüftöffner, Kräftigung … Manche können in mehrere Kategorien eingeordnet werden und auf mehreren Ebenen wirken. Was Asanas in der Regel immer tun... Jede Asana dehnt und kräftigt zugleich. Jede Asana wirkt auf eine gezielte Region im Körper im Speziellen und beeinflusst uns dabei auch emotional. Nach und nach stelle ich dir die verschiedenen Asana-Gruppen mit ihren Wirkungen vor. Heute starte ich mit den Vorwärtsbeugen Wann hast Du dich das letzte Mal in deinem Alltag vorgebeugt und dabei sogar den Boden berührt? Hast Du deine Beine dabei gestreckt oder gebeugt? Bist du dabei in die Hocke gegangen? Ich erlebe viele Menschen, die Vorwärtsbeugen nicht wirklich mögen. Es zieht am Rücken, es drückt an Bauch oder Busen. Die Beinrückseiten streiken. Von klein auf beginnen wir, Vorwärtsbeugen zu vermeiden. Als Kind fällt uns das noch nicht wirklich auf, unser Körper ist noch geschmeidig, um das auszugleichen. Mit zunehmendem Alter wird das schwieriger. So erlebe ich bereits Jugendliche, die im Sitzen ihre Beine nicht mehr strecken können. Auch hier steckt der Körper es größtenteils noch weg, vielleicht taucht bereits die ein oder andere Verletzung auf. Aber insgesamt sehen wir noch keinen Handlungsbedarf. Je älter wir werden, um so deutlicher nehmen wir den Verlust der Öffnung unserer Körperrückseite wahr. Es folgen Rückenschmerzen, Knieschmerzen etc. Vorwärtsbeugen wirken körperlich auf den gesamten Rücken- und auch auf unseren Bauchraum. Die Wirbelsäule wird gedehnt, der Bauchraum gleichzeitig komprimiert, was sich positiv auf unsere Organe auswirkt. Neben den Beinrückseiten werden die Gesäßmuskeln gestreckt und durch die Vorbeuge des Kopfes gelangt mehr Blut in den Kopf, was die Durchblutung fördert. Man sagt sogar, dass Vorbeugen wie ein Jungbrunnen wirken, durch die stärkere Durchblutung des Kopfes werden Konzentration gesteigert und Müdigkeit beseitigt. Was erklärt, dass auf mentaler Ebene Vorwärtsbeugen eine zentrierende Wirkung haben. Je weiter dein Körper die Vorbeuge zulässt, um so mehr ist der Blick nach innen möglich. So hilft dir die Vorbeuge nach einem fordernden Tag wieder bei dir selbst anzukommen. Außerdem lässt dich eine tiefe Vorbeuge Schultern und Nacken leichter entspannen und so einen stressigen Tag besser abschütteln. Wir Yogis sprechen bei Vorbeugen immer vom Loslassen. Einfach gesagt! Aber probiere es aus! Ich sehe immer wieder, wie Menschen versuchen krampfhaft die Nase zum Knie zu bewegen. Doch damit verspannen sich die Muskeln, arbeiten sogar gegen dich. Übe dich in Geduld und Weichheit. Je mehr du loslässt, je tiefer / weicher dein Atem, desto tiefer wirst du in deine Vorbeuge hineinsinken können. So helfen dir Vorbeugen, deine Achtsamkeit zu schulen. Aber bei all dem Lob über Vorbeugen gibt es doch auch etwas zu beachten: Versuche nichts mit Gewalt, so sorgst du Verletzungen vor. Bei akuten Bandscheibenvorfällen solltest du keine Vorbeugen üben. Sei vorsichtig bei Kopfschmerzen und hohem Blutdruck! Sei achtsam, wenn du aus Vorbeugen zurückkommst. Dadurch, dass das Blut in den Kopf fließt, kann es dir beim Aufrichten schwindelig werden. Bleib daher weit in Schultern und Brustkorb, so kann dein Atem weiter frei fließen. Du übst schon lange Vorbeugen und es tut sich nichts? Wie offen bist Du für Veränderungen? Welche Widerstände zeigen sich dir auf mentaler Ebene, wenn du Vorbeugen übst? Vielleicht steigen Bilder auf, Gedanken? Was sagt das über dich? Vorbeugen bedeuten Loslassen. Vorbeugen beugen vor. Lese auch die Wirkung von Pranayama und Shavasana - Die Totenhaltung.
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